Das Fraunhofer Reallabor für Geothermie, Geotechnologien und Georessourcen (Geo³) wird in der Städteregion Aachen errichtet und setzt einen wichtigen Impuls für den Strukturwandel in den ehemaligen Kohleregionen. Mit einer Förderung von 52 Millionen Euro, bereitgestellt durch den Bund und das Land Nordrhein-Westfalen, zielt Geo³ darauf ab, das Potenzial der Tiefengeothermie in Nordrhein-Westfalen zu erforschen und innovative Technologien zur Wärmewende zu entwickeln.

Nutzung der Tiefengeothermie

Tiefengeothermie gewinnt heißes Thermalwasser aus der Tiefe, das zur Bereitstellung von Fernwärme und Prozesswärme eingesetzt wird. Sie bietet eine nachhaltige und wetterunabhängige Energiequelle, die ganzjährig verfügbar ist. Geothermie ist in der Lage, kommunale Wärmenetze, Gewächshäuser und diverse Industriezweige wie die Chemie-, Holz- und Zementindustrie zu versorgen.

Das Projekt Geo³ umfasst umfangreiche geophysikalische Untersuchungen des Untergrundes in der Region Aachen. Geplant sind zwei Tiefbohrungen sowie seismische Explorationen, um die geologischen Bedingungen zu charakterisieren. Diese Untersuchungen zielen darauf ab, wertvolle Daten über die Gesteinsschichten und deren hydrothermale Eigenschaften bereitzustellen. Die Ergebnisse unterstützen zukünftige Projekte von Wärmeversorgern und sind Bestandteil des Masterplans Geothermie von NRW.

Entwicklung eines Technikums in Weisweiler

Zusätzlich entsteht in Weisweiler ein Technikum, das als Forschungszentrum für Georessourcen und Dekarbonisierung dient. Es soll als zentrale Plattform für die Entwicklung von Geotechnologien genutzt werden, die eine klimafreundliche Energieversorgung ermöglichen. Bereits in Betrieb ist ein Teil des geophysikalischen Observatoriums, das die natürliche Seismizität der Region untersucht. Das Technikum wird anwendungsorientierte Forschung im Bereich der Geothermie und Energieinfrastruktur fördern.

Das Fraunhofer Reallabor spielt eine entscheidende Rolle für die Umsetzung des Geothermie-Masterplans von NRW. Es liefert Grundlagendaten und entwickelt Technologien für eine klimaneutrale Wärmeversorgung. Die Erkenntnisse aus dem Reallabor sollen dazu beitragen, bis 2045 einen signifikanten Anteil des Wärmebedarfs in NRW durch Geothermie zu decken. Die Einbindung der regionalen Akteure und die Bereitstellung der gewonnenen Daten fördern die Transparenz und Akzeptanz in der Bevölkerung.

Zusammenarbeit mit Partnern

Das Reallabor wird von der Fraunhofer IEG betrieben und arbeitet in Kooperation mit Partnern wie RWE Power AG, den Aachener Stadtwerken und renommierten Hochschulen wie der RWTH Aachen und der Ruhr-Universität Bochum. Diese Zusammenarbeit zielt darauf ab, Innovationen in den europäischen Strukturwandelregionen voranzutreiben und die Transformation von Kohle- zu geothermischem Wärmemaßstab zu ermöglichen.

Prof. Rolf Bracke, Leiter der Fraunhofer IEG, verweist auf die historische Nutzung natürlicher Energierohstoffe in der Region: »Tiefengeothermie also könnte das nächste Kapitel für die Energieregionen diesseits und jenseits des Rheins sein.« Mona Neubaur, Wirtschafts- und Klimaschutzministerin von NRW, hebt die Rolle des Projekts für die Wärmewende hervor: »Erdwärme ist eine unerschöpfliche klimafreundliche Wärmequelle, die das ganze Jahr zuverlässig liefert.« Der parlamentarische Staatssekretär Stefan Wenzel ergänzt: »Für eine klimaneutrale Wärmeversorgung auf kommunaler Ebene ist Erdwärme von großer Bedeutung.«

Finanzierung und Unterstützung

Die Finanzierung des Projekts erfolgt durch mehrere Förderprogramme und setzt sich aus Mitteln des Bundes und Landes NRW zusammen. Dies umfasst Förderungen für personelle Maßnahmen und nicht-investive Maßnahmen über das STARK-Programm, investive Maßnahmen gemäß dem Investitionsgesetz Kohleregionen und den Aufbau des Technikums in Weisweiler. Insgesamt erhält das Projekt 52,005 Millionen Euro für die Projektlaufzeit von vier Jahren.

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